Berlin (rpo). Für
Betroffenheit hat "Sometimes in April" bei der
Berlinale gesorgt. Nach "Hotel Rwanda" ist das der zweite
Film, der sich bei den 55. Internationalen Filmfestspielen mit dem Bürgerkrieg
in Ruanda auseinandersetzt. Selten hat ein Thema bei dem
Film-Festival die Emotionen so sehr aufgewühlt
Mit "Hotel Rwanda" und "Sometimes in
April" sind darunter zwei Filme zu sehen, die mit
schockierenden, bewegenden Bildern den Bürgerkrieg in Ruanda
nacherzählen. Beide Filme beschreiben einen Krieg, der am 7. April
1994 begann und dem innerhalb von 100 Tagen fast eine Million Tutsi
und gemäßigte Hutu zum Opfer fielen. Hutu-Milizen metzelten ihre
Landsleute mit Gewehrsalven oder billigen Macheten nieder. Erst das
Eingreifen von Rebellentruppen beendete den Völkermord.
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"Nicht einmal Nigger. Nur
Afrikaner."
"Sometimes in April" löste auf
der Berlinale Betroffenheit aus. Foto: AP |
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"Es ist irgendwie so, dass das Leben in Afrika offenbar weniger
wert ist als anderswo", sagte "Hotel
Rwanda"-Regisseur Terry George. US-Star Nick Nolte, er spielt
einen UN-Militär in "Hotel Rwanda", drückt es im Film
drastischer aus. "Ihr seid noch nicht einmal Nigger. Ihr seid
einfach nur Afrikaner", bricht es bitter aus ihm hervor, als er
die Nachricht vom Abzug der UN-Truppen überbringen muss.
"Hotel Rwanda" greift die Geschichte von Paul Rusesabagina
auf, der als Hotelmanager während des Bürgerkriegs durch mutiges
Handeln fast 2.000 Menschen vor dem sicheren Tod rettete. Er habe,
sagte Regisseur George, bewusst auf blutige Szenen verzichtet.
"Man kann solch einen Schrecken nicht nur andeuten. Entweder
ganz, ansonsten besser gar nicht." Doch auch ohne Blut hat der
Film den Opfern ein bewegendes Mahnmal gesetzt.
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"Sometimes in April" ist da anders, das Massaker rückt in
Großaufnahme auf die Leinwand. Berge blutender oder toter Menschen,
Gewehrsalven, Verwundete, Verzweifelte, weinende Kinder - Regisseur
Raoul Peck nimmt sich über zwei Stunden Zeit, die Schrecken eines
Krieges, aber auch die besonderen Gräueltaten dieses Krieges in
Ruanda, dem Zuschauer vorzuhalten.
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Wichtige Zeitdokumente
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Wie bei Kollege Terry George hat sich Peck für seinen Film mit dem
ehemaligen Hutu-Soldaten Augustin Muganza einen Kriegsbeteiligten
herausgegriffen, dessen Schicksal durch die Handlung führt. Peck
geht jedoch noch einen Schritt weiter. Er blendet das Umfeld mit
ein, internationale Reaktionen und Fernsehmitschnitte. Bis in den
April 2004 begleitet er Augustin und dessen Bruder, der sich als
militanter Hutu-Journalist vor dem UN-Tribunal in Arusha
verantworten muss.
"Das ist eine Geschichte der ganzen Welt, der Menschheit und
nicht eine darüber, wie Schwarze Schwarze umbringen", sagte
Peck, der den Spielfilm an Originalschauplätzen drehte. Dabei sei
es ihm nicht darum gegangen, Grausamkeiten zu zeigen. "Erstes
Ziel war, einen Film zu machen, der so weit wie möglich geht, ohne
dass die Zuschauer sich abwenden, sondern die Reise des Grauens
mitmachen."
"Sometimes in April" läuft im Wettbewerb der
Berlinale, "Hotel Ruanda" außer Konkurrenz. Dieser
Unterschied sagt nichts über die Qualität der beiden Filme aus.
Sie sind verschiedener Machart, jedoch beide wichtige Zeitdokumente,
die aufrütteln, Emotionen wecken, Zuschauer zum Weinen bringen.
Dass beide Filme in Berlin ein internationales Forum gefunden haben,
ist die Berlinale schon wert.
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