Filme auf der Berlinale 2005
zum Völkermord in Rwanda / Ruanda
(Quelle :  www.rp-online.de vom 17.2.05)

 
 

Berlin (rpo). Für Betroffenheit hat "Sometimes in April" bei der Berlinale gesorgt. Nach "Hotel Rwanda" ist das der zweite Film, der sich bei den 55. Internationalen Filmfestspielen mit dem Bürgerkrieg in Ruanda auseinandersetzt. Selten hat ein Thema bei dem Film-Festival die Emotionen so sehr aufgewühlt

Mit "Hotel Rwanda" und "Sometimes in April" sind darunter zwei Filme zu sehen, die mit schockierenden, bewegenden Bildern den Bürgerkrieg in Ruanda nacherzählen. Beide Filme beschreiben einen Krieg, der am 7. April 1994 begann und dem innerhalb von 100 Tagen fast eine Million Tutsi und gemäßigte Hutu zum Opfer fielen. Hutu-Milizen metzelten ihre Landsleute mit Gewehrsalven oder billigen Macheten nieder. Erst das Eingreifen von Rebellentruppen beendete den Völkermord.

"Nicht einmal Nigger. Nur Afrikaner."

"Sometimes in April" löste auf der Berlinale Betroffenheit aus. Foto: AP

"Sometimes in April" löste auf der Berlinale Betroffenheit aus. Foto: AP

"Es ist irgendwie so, dass das Leben in Afrika offenbar weniger wert ist als anderswo", sagte "Hotel Rwanda"-Regisseur Terry George. US-Star Nick Nolte, er spielt einen UN-Militär in "Hotel Rwanda", drückt es im Film drastischer aus. "Ihr seid noch nicht einmal Nigger. Ihr seid einfach nur Afrikaner", bricht es bitter aus ihm hervor, als er die Nachricht vom Abzug der UN-Truppen überbringen muss. "Hotel Rwanda" greift die Geschichte von Paul Rusesabagina auf, der als Hotelmanager während des Bürgerkriegs durch mutiges Handeln fast 2.000 Menschen vor dem sicheren Tod rettete. Er habe, sagte Regisseur George, bewusst auf blutige Szenen verzichtet. "Man kann solch einen Schrecken nicht nur andeuten. Entweder ganz, ansonsten besser gar nicht." Doch auch ohne Blut hat der Film den Opfern ein bewegendes Mahnmal gesetzt.
   
"Sometimes in April" ist da anders, das Massaker rückt in Großaufnahme auf die Leinwand. Berge blutender oder toter Menschen, Gewehrsalven, Verwundete, Verzweifelte, weinende Kinder - Regisseur Raoul Peck nimmt sich über zwei Stunden Zeit, die Schrecken eines Krieges, aber auch die besonderen Gräueltaten dieses Krieges in Ruanda, dem Zuschauer vorzuhalten.
Wichtige Zeitdokumente
Wie bei Kollege Terry George hat sich Peck für seinen Film mit dem ehemaligen Hutu-Soldaten Augustin Muganza einen Kriegsbeteiligten herausgegriffen, dessen Schicksal durch die Handlung führt. Peck geht jedoch noch einen Schritt weiter. Er blendet das Umfeld mit ein, internationale Reaktionen und Fernsehmitschnitte. Bis in den April 2004 begleitet er Augustin und dessen Bruder, der sich als militanter Hutu-Journalist vor dem UN-Tribunal in Arusha verantworten muss.

"Das ist eine Geschichte der ganzen Welt, der Menschheit und nicht eine darüber, wie Schwarze Schwarze umbringen", sagte Peck, der den Spielfilm an Originalschauplätzen drehte. Dabei sei es ihm nicht darum gegangen, Grausamkeiten zu zeigen. "Erstes Ziel war, einen Film zu machen, der so weit wie möglich geht, ohne dass die Zuschauer sich abwenden, sondern die Reise des Grauens mitmachen."

"Sometimes in April" läuft im Wettbewerb der Berlinale, "Hotel Ruanda" außer Konkurrenz. Dieser Unterschied sagt nichts über die Qualität der beiden Filme aus. Sie sind verschiedener Machart, jedoch beide wichtige Zeitdokumente, die aufrütteln, Emotionen wecken, Zuschauer zum Weinen bringen. Dass beide Filme in Berlin ein internationales Forum gefunden haben, ist die Berlinale schon wert.

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